Anflug auf Labuan Bajo
Flores, Komodo, Rinca und Padar … so lauten die klingenden Namen der indonesischen Inseln, die in unserem Reiseplan beschrieben sind und die wir bereits unter uns erkennen können, als wir uns im Landeanflug auf Labuan Bajo befinden. Labuan Bajo liegt am westlichen Ende der Insel Flores. All die anderen genannten Insel zählen zum Nationalpark Komodo.
Das Erkunden der wunderbaren Unterwasserwelt, gemütliches Relaxen, köstliches indonesisches Essen, einige Wanderungen zwischendurch auf kleinen Inseln, und auf Spurensuche der Komodowarane …. das sind all die Zutaten dieses Reiseabschnitts, den wir einige Tage lang auf einem Boot im Nationalpark verbringen!
Nachdem uns unser Guide Paulus am Flughafen empfangen hat, holen wir am Weg zum Bootshafen noch schnell unsere Schnorchelausrüstung ab und nehmen noch ein paar Einkäufe vor. Trotzdem es extrem heiß ist, sind wir voller Vorfreude und sehen dem Abenteuer mit großer Spannung entgegen. Am Hafen angekommen, steht auch schon ein Teil unserer Bootscrew bereit um unser Gepäck und unsere Vorräte in einem kleinen Beiboot zu verstauen. In einem zweiten Boot nehmen wir Platz und kurze Zeit darauf düsen wir auch schon ans andere Ende des Hafens wo das große Boot und unser Zuhause für die kommenden Tage vor Anker liegt und bereits auf uns wartet.
Leinen los!
Als wir an Bord klettern, startet auch schon der Motor und wir schippern langsam raus aus dem Hafen. Wir teilen die Zimmer auf, erkunden das Boot, schlürfen einen köstlichen und sehr fruchtigen Willkommensdrink und nachdem uns Paulus den Ablauf der kommenden Tage erklärt hat, nehmen wir am Oberdeck unter dem Sonnensegel Platz und bewundern die vorbeiziehende Landschaft. Der Fahrtwind weht uns um die Ohren, es riecht nach Salzwasser, die Sonne scheint warm auf uns herab und der Hafen von Labuan Bajo wird hinter uns immer kleiner je weiter wir uns entfernen.
Die Crew bereitet ein köstliches Mittagessen zu und schon bald duftet es nach Hühnchen, Gemüse und Reis. Zeit für eine kleine Mittagsrast danach bleibt nicht, denn schon bald darauf haben wir zum ersten Mal die Möglichkeit die Welt unter Wasser mit der Schnorchelausrüstung näher zu erkunden! Wir klettern zu Boby ins Beiboot, der uns den in dieser Gegend besten Platz zeigt. Sie Sonne brennt erbarmunglos vom Himmel, ich freue mich auf etwas Abkühlung im Wasser! Für mich ist es die erste Schnorchelerfahrung überhaupt und ich traue meinen Augen kaum als ich zum ersten Mal untertauche! Bunte Korallen wohin man sieht, jede Menge farbenfrohe Fische, die nicht mal extrem scheu sind – ich habe das Gefühl in einem Aquarium zu schwimmen! All das zu entdecken, macht mir irrsinnig Spaß und die Zeit verfliegt im Nu!
Begeistert vom ersten Schnorchelausflug nehmen wir am späteren Nachmittag Kurs auf die Insel Rinca. Sie ist zugleich Hauptziel dieser Tage, denn auf Rinca und der Nachbarinsel Komodo leben ganz besondere Tiere, die wir unbedingt finden und fotografieren wollen!
Im Reich der Drachen
Die Komodowarane (auch Komodo-Drachen genannt) findet man vor Ort auf jedem Plakat und in jedem Prospekt. Und wer will den letzten Überlebenden aus längts vergangenen Zeiten nicht begegnen?
Ich bin extrem neugierig auf diese Tiere. Sie in freier Wildbahn sehen zu können, so wie sie vor vielen vielen Jahren schon gelebt haben, weckt bei mir einen großen Abenteuerinstinkt aus. Und ich sehe einem kleinen Abenteuer im Stil von Jurassic Park vorfreudig entgegen! Die Komodowarane sind schließlich auch eines unserer Hauptziele dieser Indonesienreise!
Komodowarane – ein giftiger Einzelgänger, schneller Jäger und Kannibale
Die ausgewachsenen Komodowarane sind die größten Echsen unserer Welt. Sie leben als Einzelgänger und werden bis zu 3 m lang. Sie wiegen zwischen 70 und 80 kg und haben eine Lebenserwartung von ungefähr 40 Jahren. Die letzten dieser Tiere leben heute nur noch in Indonesien auf den beiden Inseln Komodo und Rinca. Es gibt insgesamt nur mehr ca. 3.000 – 4.000 Tiere. Der Komodowaran hat keine natürlichen Feinde, er ist der größte Fleischfresser in seinem Lebensraum.
So träge und faul diese Tiere scheinen, sie können beim Jagen bis zu 20 km/h schnell laufen. Egal ob Schweine, Hirsche, wilde Büffel, Schlangen oder Fische … das Motto des Komodowarans ist: Hauptsache es kommt etwas ordentliches auf den Tisch!
Wenn der Einzelgänger hungrig ist, wartet er versteckt neben einem Trampelpfad ab bis etwas Essbares vorbei läuft. Dann greift er mit seinen langen Krallen und kurzen, aber scharfen Zähnen an. Wenn die Beute nach einem Biss flieht, marschiert er ganz ruhig hinterher. Denn wenn er einmal zugebissen hat, gibt es kein Entkommen mehr: Der Biss des Warans enthält tödliches Gift und mit einer weiteren Vielzahl von todbringenden Bakterien in seinem Speichel ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Beutetier stirbt. Bis zu 80 % seines Körpergewichts kann diese Echse bei einer einzigen Mahlzeit aufnehmen.
Ältere Warane sind mitunter auch Kannibalen. Selbst Elterntiere kennen oftmals keine Verwandten, solange der Nachwuchs ihnen noch in mundgerechter Größe über den Weg läuft! Am ausgeprägtesten ist der Geruchssinn des Komodowarans. Er streckt seine lange gespaltene Zunge in die Luft, um mit ihr Beute zu erschnuppern.
Faszinierende Tiere, die wir uns näher ansehen wollen!
Auf Spurensuche der Komodowarane
Sowohl auf der Insel Rinca als auch auf Komodo darf man nur in Begleitung eines Nationalparkrangers die Insel betreten bzw. Wanderungen unternehmen. Gemeinsam mit Paulus wandert der Ranger mit uns durch die Insel und erzählt uns viel Wissenswertes über die Riesenechsen. Der Ranger hat immer einen mannshohen, massiven Holzstock mit einer Gabelung am Ende bei sich. Außerdem hat er stets ein Auge darauf, dass wir den Tieren nicht zu nahe kommen…. und umgekehrt!
Die ersten Tiere sehen wir nämlich schon ganz in der Nähe der Rangerhütten. Hier liegen sie im Schatten oder räkeln sich in der Sonne. Seit wir das erste Tier gesehen haben, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Tiere sind wirklich groß, sie wirken sehr träge, aber wir wissen, dass sie blitzschnell sein können. Einfach unglaublich!
Die ersten Fotos haben wir bald im Kasten und so marschieren wir weiter unter der gleißenden Sonne Indonesiens. Die Wanderung verläuft durch helle und trockene Wälder, hinauf auf einen Hügel mit einem wunderbaren Ausblick. Ein weiteres Tier entdecken wir gut getarnt hinter einem Gebüsch auf einem kleinen Erdhügel, fast hätte ich es nicht entdeckt.
Es ist extrem heiß und nach zwei Stunden bin ich dann doch froh wieder in den Schatten und auf unser Boot zu kommen. Außerdem steht uns die Insel Komodo am nächsten Tag auch noch bevor und ich erhoffe mir weitere Echsensichtungen.
Abendstimmung
Gemütlich tuckert unser Boot am frühen Abend in Richtung Kalong. Eine ganz kleine Mangroveninsel auf der es jeden Abend ein fantastisches Naturschauspiel gibt: Kurz nach Sonnenuntergang gehen Millionen von Flughunde gleichzeitig auf Futtersuche und fliegen Richtung Landesinnere. Bevor die Sonne am nächsten Morgen wieder aufgeht, kehren alle wieder zurück um den Tag, gut versteckt in den Mangroven, zu verschlafen.
Langsam bricht die Dunkelheit über uns herein und wir ankern unweit der Mangroven. Plötzlich fliegen die ersten Flughunde los und es werden nach und nach immer mehr. Nach einigen Minuten sind es unglaublich viele! Sie fliegen über unsere Köpfe im rotgefärbten Abendhimmel hinweg und das Spektakel hört erst nach 10-15 Minuten wieder auf! Einfach nur toll und faszinierend!
Nach dem Abendessen – es gab wieder einmal frisch gegrillten Fisch mit allerlei indonesischen Beilagen – sucht unser Kapitän ein ruhiges Ankerplätzchen für die Nacht und einige Zeit später schlafen wir zufrieden in unseren Kajüten ein. Kein Motorengeräusch, nur das sanfte Gluckern des Wassers, das gegen das Boot schlägt, bildet die Geräuschkulisse der Nacht.
Padar Island
Der Wecker reißt mich ziemlich unsanft aus dem Schlaf. Es ist erst 4 Uhr morgens. Aber wir haben uns den Sonnenaufgang vorgenommen und wollen dazu die Aussicht von einem Berg auf Padar Island genießen. Es ist ein sehr bekannter Platz, wir sind hier leider nicht alleine. Aber der Aufstieg hat sich trotz allem ausgezahlt, die Morgenstimmung und der Blick von hier heroben ist einfach wirklich wundervoll! Ein Teil der Bootscrew hat uns begleitet. Boby erzählt mir, dass es einer seiner Lieblingsplätze ist und er immer wieder gerne hierher kommt. Fasziniert sieht uns Boby beim Fotografieren zu und will anschließend auch unbedingt meine halbe Ausrüstung wieder vom Berg heruntertragen. Das Angebot nehme ich natürlich sehr gerne an! 🙂
Zurück am Boot steht das Frühstück schon bereit: frisch gebratenes Rührei, getoastetes Brot und Kaffee und Tee. Nach dieser morgendlichen Stärkung machen wir es uns wieder auf dem Oberdeck gemütlich und genießen die ruhige Fahrt auf dem Meer. Der Blick in die Ferne und auf die einzelnen Inseln des Nationalparks ist beeindruckend. Auch wenn zu dieser Jahreszeit extreme Trockenheit herrscht und alles dürr und braun ist.
Auge in Auge mit den Drachen
Wir legen auf der Insel Komodo an. Vor uns liegt die Loh Liang Station, von wo aus verschieden lange Wanderungen unternommen werden. Meine Erwartungen sind hoch. Nach dem ersten Kennenlernen dieser Echsen am Tag zuvor freue ich mich auf hoffentlich weitere Sichtungen und wir entscheiden uns mit dem Ranger die längste Route der Insel zu wandern.
Büffel, Wildschweine und Hühner laufen uns einige über den Weg, aber unser Ranger hat ein gutes Gespür und einen trainierten Blick. Er erspäht schon bald darauf in einigen Metern Entfernung einen kleinen Komodowaran inmitten der Büsche. Er gibt uns ein Zeichen ihm zu folgen und so verlassen wir den Trampelpfad und kämpfen uns hinter ihm durchs Gestrüpp. Der Waran ist sehr schnell und wir haben Mühe ihm zu folgen. Unser Ranger lässt ihn aber nicht aus den Augen und an einer Waldlichtung holen wir ihn an einer Wasserstelle ein. Hier haben wir auch gute Möglichkeiten das Jungtier zu fotografieren. Perfekt!
Zufrieden kehren wir wieder zum Ausgangspunkt zurück und beobachten noch eine Weile die Warane, die sich wie immer in der Nähe der Rangerhütten aufhalten.
Unglaubliche Unterwasserwelt
Der restliche Tag verläuft sehr entspannt. Mittlerweile ist es später Nachmittag und unser Zeitgefühl ist längst verloren gegangen. Am Pink Beach gehen wir wieder ins Wasser um zu schnorcheln. Wunderschöne bunte Korallenriffe und farbenprächtige Fischschwärme begeistern uns auch hier wieder. Sie scheinen sogar noch farbenfroher zu sein als die bisher gesehenen.
Die See ist abends zum Glück wieder sehr ruhig. Rasch kehrt Ruhe auf dem Boot ein, die Crew zieht sich zurück und ich lege mich nach einer schnellen Dusche ebenfalls in mein Bett, in voller Erwartung, was der nächste Tag bringen wird. Trotz der immer währenden Motorengeräusche kann ich sehr gut schlafen und genieße die frische Brise, die sich immer wieder mal in meine Kajüte verirrt.
Schnorcheltag
Am nächsten Morgen wache ich noch vor allen anderen mit einem wunderschönen Sonnenaufgang auf. Wenn das mal kein gutes Zeichen ist!
Nach den beiden doch recht anstrengenden Wanderungen aufgrund der fast unerträglichen Hitze bei den Waranen ist heute ein total entspannter Tag angesagt. Er beginnt mit frisch gebratenen Pfannkuchen mit Schokostreusel!
Den ganzen Vormittag lungern wir am Oberdeck herum, ich lasse die letzten beiden Wochen und all das Erlebte Revue passieren. Unbeschreiblich schöne Momente haben wir bei den Orang Utans verbracht, ein sehr anstrengender aber nachhaltig beeindruckender Besuch am Ijen Vulkan liegt hinter uns, jetzt verbringen wir tolle Tage über und unter Wasser und das nächste Dschungelabenteuer auf Sulawesi wartet bereits auf uns! Diese Reise ist extrem intensiv und ich freue mich wieder einmal all das erleben zu dürfen und verspüre große Dankbarkeit.
Immer wieder springen wir zwischendurch ins Wasser um uns abzukühlen, wir beobachten die Bootscrew bei ihren Arbeiten oder plaudern mit Paulus, der sehr an uns und unserer Kultur interessiert ist. Der Tag verläuft bisher ziemlich gemütlich, aber unser nächster Stopp setzt dem bisher Erlebten noch die Krone auf!
Manta Point
Wir fahren zum Manta Point. Die Chance in dieser Gegend Mantarochen zu sichten, ist meistens sehr groß und dementsprechend aufgeregt sind wir. Auch wenn ich selbst davon nicht zu 100 % überzeugt bin, da ich weiß, wie schnell die Tiere sind und wie viel Glück man für eine Sichtung auch haben muss. Die Besatzung versucht vom Boot aus die Mantas zu finden und Boby fährt mit dem kleinen Beiboot Runden um ebenfalls Ausschau nach den Tieren zu halten während wir unsere Schnorchelausrüstung anlegen und uns bereit halten.
Plötzlich hören wir Paulus aufgeregt rufen: „„Mantas, there are Mantas next to us!“ Wir springen sofort ins Wasser und tatsächlich: Als wir untertauchen, schwimmen direkt unter uns vier große Tiere vorbei! Unglaublich, ich traue meinen Augen kaum! Im nächsten Moment verschwinden sie in der Tiefe und ich sehe mich suchend um als sich plötzlich hinter mir zwei weitere dieser eleganten Meeresbewohner tummeln.
Sie scheinen weniger scheu zu sein und ziehen immer wieder Kreise unter uns sodass wir sie gut beobachten können. Die beiden Tiere haben eine Spannweite von ca. drei Metern, eine unglaubliche Größe! Es ist faszinierend diesen sanften Riesen zuzusehen und mit ihnen lautlos durchs Wasser zu schweben, der Anblick ist unbeschreiblich schön! Scheinbar mühelos gleiten sie mit majestätischen Bewegungen durchs Wasser. Ein absolut geniales Erlebnis, das Gänsehaut hervorruft!
Erst nach ungefähr einer Stunde werden die Runden der Mantas immer größer, bis sie schlussendlich ganz im Dunkeln der Tiefe verschwinden. Mit einem dicken Grinsen in unseren Gesichtern klettern wir zu Boby ins kleine Beiboot, der uns wieder zurück bringt und sich ebenfalls mit uns freut.
Völlig begeistert, zufrieden und glücklich sammeln wir uns alle wieder im Boot.
Der letzte Abend
Den Sonnenuntergang verbringen wir auf Gili Lawa, einer kleinen Insel. Wir erklimmen einen der höchsten Punkte dieser Insel und es bot sich ein herrlicher Rundumblick auf die Inselwelt Komodos. Es ist der vorerst letzte Sonnenuntergang und Abend für uns in dieser Gegend. Bis spät in die Nacht sitzen wir mit Paulus gemütlich beisammen und führen sehr tiefsinnige aber auch lustige Gespräche.
Nach einem letzten Mal ausgiebigem Schnorcheln und einem entspannenden Vormittag an Bord müssen wir uns schweren Herzens von der gesamten Bootscrew nach vier Tagen wieder verabschieden!
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