Drängelnde Touristenmassen in den Gassen der Stadt und auf den Brücken über dem Canale Grande, lange Menschenschlangen vor dem Dom und vollgefüllte Restaurants. So kannte man Venedig bisher! Seit fast einem Jahr ist alles anders! Covid hat den gesamten Tourismus und die Reisebranche so gut wie zum Erliegen gebracht.
Ich hatte im Sommer 2020 die spontane Möglichkeit nach Venedig zu fahren. „So leer werde ich Venedig wohl so schnell nicht mehr erleben!“, dachte ich mir und nutzte die Gelegenheit daher sofort. Nachträgliche Quarantänemaßnahmen gab es zu der Zeit noch nicht. Für mich sprach also absolut nichts gegen diesen Kurztrip.
Ein Zimmer für zwei Nächte war schnell gefunden und die Ausgangslage mehr als perfekt. Direkt hinter dem Markusplatz fanden wir ein gemütliches Hotel. Obendrein war es auch noch extrem günstig und nur wenig belegt.
Schon im Parkhaus auf der kleinen Nachbarinsel war deutlich zu spüren und zu sehen, dass sich nur sehr wenige Touristen in Venedig aufhalten. Die anschließende Bootsüberfahrt zum Markusplatz steigerte meine Vorfreude noch mehr! Auch auf dem Boot waren wir fast alleine und die Einhaltung der Coronamaßnahmen war absolut kein Problem!
Im Hotel war schnell eingecheckt und wir machten uns anschließend sofort wieder auf den Weg nach draußen. Temperaturen von weit über 30 °C trieben uns die Schweißtropfen auf die Haut und der kleine Rucksack klebte sofort am Rücken fest. Unserer Stimmung tat dies aber keinen Abbruch und es machte großen Spaß durch die fast menschenleeren Gassen zu schlendern und ein sehr ungewöhnliches Venedig zu erkunden.
Entspanntes und entschleunigtes Venedig
Endlich mal keine Kreuzfahrtschiffe in der berühmten Lagunenstadt, die das Bild der wunderschönen Stadt stören und die Lagune außerdem auch noch zerstören! Ohne große Touristengruppen erlebten wir Venedig völlig entspannt und entschleunigt. Selten kreuzten andere Menschen unsere Wege. Auf berühmte Sehenswürdigkeiten, wie den Dom und den Glockenturm Campanile, hatte man eine schöne freie Sicht und die große Piazza konnte in ihrer ganzen Schönheit wirken. Auf der Rialto-Brücke gab es ebenfalls kein Drängen und Anstellen auf den Treppen. Ganz gemütlich konnte man die Brücke überqueren und von beiden Seiten auf den Canale Grande hinunterblicken.
Bis zehn Uhr am Vormittag waren wir fast komplett alleine unterwegs. Zwischendurch genossen wir so manche Espressi in den kleinen Gassen in winzigen Kaffeehäusern. Die Kellner freuten sich, waren wir doch meistens fast die einzigen Gäste!
Weiterenwicklung
Der komplett fehlende Tourismus hat natürlich auch Nachteile. Viele Hotels und Restaurants hatten geschlossen, die Gondolieri waren alle fast arbeitslos und warteten geduldig auf neue Passagiere und manche Geschäfte wussten nicht wie lange sie ohne Touristen überhaupt noch überleben können.
Ich bin gespannt wie sich der Tourismus in Venedig weiterentwickelt. Vor allem in Hinblick auf die Kreuzfahrttouristen, die sowieso schon lange im Gespräche sind und viele Probleme brachten. Mir persönlich zeigte dieser Kurztrip definitiv ein anderes – besonderes – Venedig! Die Ruhe und der Dornröschenschlaf der Stadt schaden ihr nicht, denke ich. Venedig, und mit Sicherheit auch einige andere Städte und Touristenziele, müssen sich wohl neu ausrichten und sich wiederfinden – irgendwo zwischen völligem Stillstand und Massentourismus.
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