Völlig spontan und fast „last minute“ verschlug es uns Mitte Februar nach Madeira. Als großer Kanarenfan war es nur eine Frage der Zeit bis wir der portugiesischen Insel Madeira auch einen Besuch abstatten. Und Madeira hat mich extremst begeistert! Landschaftlich ist die Insel stellenweise den Kanaren ähnlich, sie ist auch vulkanischen Urprungs, bietet aber noch höhere Berge, noch spektakulärere Schluchten und noch viel mehr feuchtgrüne Wälder.
Einsam und weitab vom Festland liegt die kleine portugiesische Insel Madeira im Atlantik. Schroffe Bergspitzen und Hochebenen, tiefe Schluchten, spektakuläre Steilküsten und Strände, mystische Wälder, eine fast wüstenhafte Kargheit und sehr malerisch und einsam gelegene Bergdörfer: Die Landschaften von Madeira sind so vielfältig, dass man kaum glaubt auf so einer kleinen Insel zu sein. Viele abseits gelegene Regionen sind nur über extrem kurvenreiche, steile und schmale Landstraßen zu erreichen, abenteuerliche Autofahrten sind deswegen auch vorprogrammiert.
Der lang gezogene Ostzipfel von Madeira
Die Inselspitze Ponta de São Lourenço im Osten von Madeira unterscheidet sich landschaftlich vom Rest der Insel extrem! Sehr karge Böden, vulkanische Gesteine und steil abfallende Felswände bilden hier das Landschaftsbild. Einen reizvollen Gegensatz zu Madeiras üppig grünen und feuchten Gebieten findet man vor und Wandermöglichkeiten gibt es auch hier am rauen 20 km langen Ostzipfel.
Sehr trocken und fast wüstenhaft präsentiert sich die östliche Halbinsel, die vulkanischen Felsen sind wild zerklüftet und leuchten in intensiven Farbtönen von Gelb, Orange über Rot und Braun und bilden einen schönen Kontrast zum blauen Meer. Immer wieder gibt es entlang der Wanderwege schöne Ausblicke. Vor allem an der Nordküste haben sich durch Erosionen steile Klippen gebildet, hier verbringen wir gleich mehrere Sonnenauf- und auch -untergänge.
Die 8 km lange Wanderung bis fast ans Ende der Insel lohnt sich ebenfalls. Oftmals ist es hier stürmisch. Auch am Tag unserer Wanderung pfeift uns der Wind besonders stark um die Ohren. An manchen Stellen haben wir Mühe uns auf den Füßen zu halten und kommen auch aufgrund der vielen Fotostopps nur langsam voran. Die Abgeschiedenheit, die raue und karge Landschaft und die ständig wechselnden Aus- und Fernblicke machen diese Wanderung zu einem einmaligen Erlebnis.
Abenteuerlich und atemberaubend zugleich
Madeiras unzählige Wanderwege und Pfade bieten immer wieder wunderbare und einzigartige Aussichten! Vor allem die Wege neben den Levadas (künstlich angelegte Wasserkanäle) sind die besonderen und typischen Wanderpfade auf Madeira. Über mehrere hunderte Kilometer zieht sich das Netz dieser Wasserkanäle durch die Insel, teilweise auch durch ganz und gar unzugängliche Gebiete. Früher wurden sie gebaut, um Wasser aus dem niederschlagsreichen Norden und den Bergen zur Bewässerung der Felder in den Süden zu transportieren. Heute kann man entlang der Levadas traumhafte Paradiese entdecken, denn sie führen durch Urwälder von Lorbeerbäumen oder sie schlängeln sich manchmal auch abenteuerlich an steil abfallenden Wänden entlang.
Andere Wanderwege führen entlang der Küste zwischen blühenden Sträuchern und Bäumen vorbei und offenbaren immer wieder fantastische Ausblicke aufs Meer hinab.
Über den Wolken von Madeira
Der Besuch des Inselzentrums gehört zu den Höhepunkten einer jeden Madeirareise. Mehrere Aussichtspunkte auf den Gipfeln des Zentralgebirges und wunderbare Wanderwege schaffen unvergessliche Landschaftserlebnisse! Für Wanderer und Alpinisten bleiben hier keine Wünsche offen. Es gibt jede Menge verschiedene Wanderungen für unterschiedliche Ansprüche.
Am erstenTag unseres Aufenthalts sind wir mit dem Auto unterwegs um die Gegend ein bisschen zu erkunden. Als wir am Parkplatz der Achada do Teixeira ankommen und uns traumhaftes Wetter empfängt, beschließen wir spontan die Wanderung zum Pico Ruivo zu unternehmen. Der Pico Ruivo ist mit 1.862 m der höchste Berg auf Madeira. Die Wanderung ist sehr leicht zu bewältigen, die Landschaft und die Ausblicke rundherum sind absolut fantastisch! Durch die Topologie ist das bergige Inselzentrum sehr oft in Wolken gehüllt – faszinierende und schnell wechselnde Stimmungen, wenn sich die Wolken über die Bergkämme schieben, sind vorprogrammiert.
Vom Parkplatz wandert man eine gute Stunde auf den höchsten Gipfel Madeiras. Wir sind – wie immer – die dreifache Zeit unterwegs. Zu schön sind die Ausblicke in die tief eingeschnittenen Täler rundherum. Und wenn die nächste Wolke vorüberzieht, bietet sich wieder ein anderer fantastischer Blick bis hin zur Küste. Langsam führt der Wanderweg höher und die letzten Meter legt man auf Stufen zurück, von denen aus man bei guten Wetterbedingungen weite Blicke über große Teile der Insel hat. Am höchsten Punkt angekommen, genießen wir ausgiebig die Wolkenstimmungen und die Fernblicke. Außerdem ist erstaunlich wenig los, nur wenige andere Wanderer befinden sich zur gleichen Zeit heroben.
Vom Gipfel des Pico Ruivo kann man eine ca. zweieinhalbstündige Wanderung zum Pico do Arieiro starten. Diese Wanderung zählt zu den spektakulärsten Wanderungen, die man auf Madeira machen kann und sehr gerne würde ich sie auch unternehmen. Nachdem wir uns aber ziemlich überstürzt ohne Rucksack und dementsprechender Ausrüstung bzw. Verpflegung auf den Weg gemacht hatten, gehen wir den gleichen Weg auch wieder zurück. Den Pico do Arieiro wollen wir uns ein anderes Mal vornehmen. Dazu gekommen sind wir dann jedoch leider nicht mehr…
Der wilde Norden
Wunderbare Steilküstenlandschaften so weit das Auge reicht, wilde und schroffe Bergkämme und unendlich viele tiefgrüne Täler. Die Fahrt entlang der Nordküste ist ebenfalls sehr empfehlenswert. Auch hier bieten sich immer wieder wunderbare Ausblicke, die fotografiert werden müssen. Postkartenmotive wohin man schaut. In vielen Ortschaften gibt es hier Meeresschwimmbecken, in denen man schwimmen kann, ohne, dass man sich Gedanken über gefährliche Strömungen und den stürmischen Atlantik machen muss.
Wir machen noch einen kleinen Abstecher ins Naturschutzgebiet Rabacal. Eine der schönsten und beliebtesten Wanderungen zu den 25 Quellen startet von hier und im Reiseführer wird in den höchsten Tönen davon geschwärmt. Als wir die Unmengen an Autos an den Parkplätzen sehen, ist für uns jedoch sofort klar, dass wir weiterfahren. In diesem Getümmel hätte die Wanderung gar nicht schön genug sein können… Wir bevorzugen ruhigere Ecken.
Einer der bekanntesten Fotospots an der Nordküste ist die Felsformation bei Ribeira da Janela, die man vom Kiesstrand aus gut sehen kann. Wir bleiben hier eine Weile und toben uns fotografisch aus, auch wenn die Lichtstimmung besser sein könnte und ich auch die allgemeine Begeisterung dieser Location nicht ganz verstehe. Sooo besonders spannend finde ich diesen Platz nicht…
Weit besser empfinde ich einen Küstenabschnitt nicht weit von unserem Quartier entfernt, den wir gleich zweimal aufsuchen. Er bietet mehrere fotografische Möglichkeiten für unterschiedliche Bildkompositionen und wird in dieser Woche zu einem meiner Lieblingsplätze. Außerdem sind wir jedes Mal alleine vor Ort, was das Fotografieren noch entspannter macht. Die Stimmung am Strand ist fantastisch, dunkle Wolken ziehen am Abend vorbei während sich die Wellen an den Felsen vor uns entlangwälzen.
Fanal – Lorbeerwald
Ganz besonders freute ich mich auf den Lorbeerwald auf Madeira, denn er ist etwas ganz Spezielles! Das Gebiet Fanal liegt im Nordwesten der Insel und man sollte es unbedingt bei einem Madeiraaufenthalt gesehen haben.
Es wachsen hier Jahrhunderte alte Lorbeerbäume, manche von ihnen soll es bereits vor der Entdeckung Madeiras im 15. Jahrhundert gegeben haben. Diese alten Baumgestalten haben eindrucksvolle Formen und Verzweigungen gebildet und aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit sind sie überwuchert mit dichtem Moos und bewachsen mit Farnen. Es ist hier ziemlich kühl und feucht, sehr oft zieht hier Nebel durch. Und genau dieser Nebel verleiht diesem Ort eine ganz mystische und feenhafte Stimmung, die zu den faszinierenden Bäumen perfekt passt.
Besser kann die Stimmung auch bei unserem Besuch nicht sein. Auf den Nebel hier ist zum Glück meistens Verlass! Wir schultern unsere Rucksäcke und marschieren los. Im dichten Nebel verlieren wir uns in dem Wald zwischendurch immer wieder. Jeder von uns ist auf seine Fotomotive konzentriert, es herrscht hier absolute Ruhe. Und wieder sind wir hier fast völlig alleine unterwegs.
4 Comments
Ganz wunderbare Fotos, macht Lust auch mal hinzufliegen:-)
Unbedingt, ich kanns dir empfehlen! 🙂
Die Bilder sind fantastisch. Gerne würde ich dorthin Fahren. Leider bekomme ich keinen Leihwagen. Bin zu alt. LG Gabi
Freut mich, danke!