Im Sommer ging es relativ spontan für eine Woche mit dem Auto nach Griechenland. Ganz im Norden, nahe der bulgarischen Grenze, befindet sich der drittgrößte Stausee Griechenlands, der Kerkini-See. Der Kerkini-See hat eine maximale Länge von ca. 14 km sowie eine maximale Breite von ca. 5-6 km, je nachdem wie hoch der Wasserstand ist.
Der See ist vor allem für die großen Pelikankolonien bekannt, die im Winter ihr Prachtkleid tragen und deswegen auch jedes Jahr immer mehr Fotografen anlocken. Doch der See und die Gegend bieten so viel mehr. Eine unglaublich große Artenvielfalt an Vögeln gibt es auch in anderen Jahreszeiten zu entdecken. Die gesamte Vogelpopulation kann sich sehen lassen! Auf wenig anderen Plätzen habe ich zuvor so viele verschiedene Vögel auf einmal gesehen!
Ein Paradies für Vogel-Interessierte
Untergebracht waren wir eine Woche lang in einem ganz kleinen Ort in einem wunderbaren Appartment bei sehr freundlichen Gastgebern, die versuchten uns jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Das Wetter war für die ganze Woche schön angesagt, allerdings sehr heiß. Wir befanden uns mitten in einer Hitzewelle, wie es auch für diese Gegend sehr ungewöhnlich war und wir hatten Temperaturen zwischen 35 und 38 °C. Ob es gerade am extrem heißen Wetter lag, dass es hier so ruhig war? Denn jeden Tag waren wir alleine unterwegs und begegneten auf unseren Pirschfahrten und -beobachtungen nur ganz selten anderen Leuten.
Der See hat sich im Laufe der Jahre zu einem geschützten Feuchtbiotop entwickelt, 30 Arten von Süßwasserfischen sowie 300 Arten von Vögeln haben sich hier angesiedelt und haben im und rund um den See herum ihren Lebensraum. Es sind Hunderttausende Vögel, die hier einen kurzen Zwischenhalt einlegen oder überwintern. Unzählige Arten von Wasservögeln, verschiedene Limikolenarten, Gänse, Adler, Seeschwalben, fischfressende Vögel, wie alle Arten von Reihern, Kormorane, Pelikane, Löffler, Möwen und nicht zuletzt unzählige Singvögel bringen nicht nur Ornithologen zum Schwärmen. Dieses Naturschutzgebiet mit der herrlichen Landschaft ist für Vogelliebhaber und -beobachter ein absolutes Paradies!
Pirschfahrten & Bootstouren am Kerkini-See
Die unglaubliche Artenvielfalt jeden Tag aufs Neue zu entdecken und zu erkunden machte riesengroßen Spaß. Dabei unternahmen wir nicht nur Pirschfahrten mit dem Auto, sondern waren auch einige Male mit einem Boot unterwegs. Die Bootsfahrten waren definitiv die Highlights in dieser Woche. Die Fluchtdistanz mancher Vögel war sehr gering und so kamen wir an unsere Motive ziemlich nahe ran und fanden jedes Mal neue Perspektiven und Blickwinkel.
Bei den Bootsfahrten kam ich immer wieder auf neue Bildideen und es war auch ausreichend Zeit dafür diese umzusetzen und auch kreativ zu werden. Die schönsten Stimmungen gab es natürlich zu den Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangszeiten. Und Nikos, unser Bootsführer, steuerte das Boot zielgerichtet dorthin wo wir vorgaben und bemühte sich unseren Wünschen gerecht zu werden. Hatte ich schon erwähnt, dass es extrem heiß war? Der Fahrtwind im Boot brachte zumindest etwas willkommene Abkühlung! Soweit es der Wasserstand zugelassen hatte, brachte uns Nikos in verschiedene „Wasserarme“ des Sees und wir konnten große Teile erkunden.
Die Seekanne, eine Wasserpflanzenart, stand gerade in Vollblüte und die gelben Blüten bildeten einen wunderbaren farblichen Kontrast im Hintergrund. Somit konnte auch die Landschaft gut mit in die Fotos eingearbeitet werden. Fotografisch erfolgreich waren wir auch entlang der Dammstraßen und in Gebieten etwas abseits vom Kerkini-See. Zahlreiche Wiedehopfe, Kuckucke, Bienenfresser und Störche bekamen wir ebenfalls regelmäßig vor die Kamera. Außerdem waren die Wasserbüffelherden gern gesehene Motive und eine schöne Abwechslung zu den Vögeln.
Griechische Köstlichkeiten am Kerkini-See
Genug entspannen konnten wir zwischendurch bei kühlen Getränken und griechischen Köstlichkeiten in den verschiedenen Tavernen. Genug zu fressen fanden auch die Vögel jeden Tag aufs Neue! Sie suchten ständig im flachen Wasser nach Nahrung. Ein ganz besonderes Spektakel fand jeden Vormittag statt als ungefähr zur gleichen Zeit Tausende von Kormoranen und Pelikanen gemeinsam auf Futtersuche gingen. Nikos, der sich mit seinem Boot zufällig in der Nähe des Stegs befand, winkte uns eilig zu sich und lud uns noch einmal in sein Boot ein. Schnell wendete er sein Boot, lenkte es geschickt vorwärts und ehe wir uns versahen, befanden wir uns fast mitten in den riesigen Vogelkolonien. Der Lärmpegel von Tausenden fliegenden Vögeln, die im Wasser vor uns landeten, war unbeschreiblich und mit Sicherheit war dies das beeindruckendste Erlebnis der ganzen Woche.
Der eine oder andere Ausflug in die Berge, wo auch etwas angenehmere Temperaturen herrschten, oder direkt an die bulgarische Grenze, durfte auch nicht fehlen. Und so verging die Woche in Griechenland wie im Flug und es ging viel zu schnell wieder heimwärts.
Leave a reply