La Gomera
Insel der tausend Schluchten
Nach Teneriffa und Fuerteventura verbrachte ich im Februar zwei Wochen mit Fotofreunden auf einer weiteren kanarischen Insel: La Gomera war diesmal unser Ziel!
Schaut man auf die Landkarte, ist La Gomera wahrlich nur ein winziger Punkt und springt einem nicht direkt gleich ins Auge. Auch besticht die Insel nicht durch eine spektakulär zerklüftete Form. All das kann aber trotzdem nicht von der Attraktivität der zweitkleinsten Kanareninsel ablenken! Denn zum Entdecken und Erleben gibt es durchaus sehr viel auf der Insel.
Jede der kanarischen Inseln hat ihren ganz eigenen Charme und ihre wilde Schönheit. Sind es karge Vulkanlandschaften, wie auf Fuerteventura und Lanzarote oder mitunter schneebedeckte Gipfel, wie auf Teneriffa, so faszinieren subtropische Nebelwälder, die auf La Gomera gedeien. Genauer gesagt sind es subtropische Lorbeerwälder – ein einmaliges Naturjuwel und der größte zusammenhängende immergrüne Feuchtwald weltweit!
Im Grunde ist die Insel ein einziger großer vulkanischer Berg, der aus dem Nordatlantik ragt. Eine Küstenstraße, die einmal um die Insel herum führt, gibt es nicht. La Gomera ist die Insel der tausend „Barrancos“ (Schluchten). Die zahlreichen tiefen Schluchten ziehen sich bis zum Meer hinab. Die Straßen klettern in Serpentinen steil den Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder herunter. Eine Kurve folgt der nächsten und das Autofahren bereitet großes Vergnügen. Die extrem kurvenreichen Straßen bieten atemberaubende Ausblicke in alle Richtungen!
Weiters weist La Gomera ein paar recht interessante und gemütliche Strand- und Küstenabschnitte sowie dünenartige Landschaften aus roter Erde auf, die wir ebenfalls näher unter die Lupe genommen haben.
Die erste kleine Rundfahrt
Bereits kurz nachdem wir mit der Fähre von Teneriffa auf La Gomera angelegt und unser Mietauto übernommen hatten, unternahmen wir eine erste kleine Rundfahrt um die Insel ein erstes Mal näher kennen zu lernen. Der Weg führte uns hinauf zu den Roques. Insgesamt fünf dieser Felsformationen findet man hier, die auf natürliche Weise mittels Erosion aus dem Vulkangestein entstanden sind. Der bekannteste und markanteste dieser Felsdome ist der Roque de Agando, der auch für Viele als Wahrzeichen der Insel gilt. In den zwei Wochen kamen wir hier immer wieder vorbei und er wurde zu einem unserer Hauptmotive. Auch einige Sonnenaufgänge verbrachten wir an den Aussichtspunkten. Der Ausblick war jedes Mal fantastisch, auch die Aussicht in die Barranco de Lal Lajas nebenan beeindruckte und der Blick auf die Nachbarinsel Teneriffa mit dem weit sichtbaren Teide, der über dem Meer zu schweben schien, lohnte ebenfalls.
Nationalpark Garajonay
Der größte Reichtum der Insel ist mit Sicherheit der üppige und immergrüne Lorbeerwald mit seiner einzigartigen Atmosphäre, der das zerklüftete Inselinnere bevölkert. Das Gebiet steht seit 1981 als Nationalpark und seit 1986 als Unesco Welterbe unter Schutz. Der höchste Berg der Insel, der Alto de Garajonay, befindet sich mitten im Nationalpark. Diese Vegetationsform des Waldes, die vor Millionen Jahren weite Teile der Welt bedeckte, ist heute nur noch an wenigen Orten unserer Erde zu finden, darunter auf den Kanarischen Inseln. Eine der zusammenhängendsten und größten Waldflächen findet sich in dem fast 40 km2 großen Gebiet auf La Gomera, einem wahren Naturparadies mit unzähligen Schluchten, Wasserquellen und zerklüfteten Berghängen! Der Nationalpark ist aufgrund der vielen Wanderwege und des sehr gut ausgebauten Straßennetzes sehr leicht zugänglich.
Der Nationalpark verfügt über verschiedene Arten mächtiger Lorbeerbäume, riesengroßer Farne und einer Vielzahl weiterer, häufig endemischer Pflanzen. Das Klima und die Nebelwolken begünstigen den Wuchs wunderschöner Moose, Flechten und von den Bäumen hängender langer Bartflechten. Die relativ hohen Niederschlagsmengen und Nebelwolken, die durch die Passatwinde entstehen, sind Voraussetzungen dafür, dass der immergrüne Lorbeerwald überhaupt existieren kann.
In den zwei Wochen meines Aufenthaltes hatten wir eine sehr untypische Wettersituation. Die Passatwinde blieben die meiste Zeit aus, es war wolkenlos, absolut windstill und damit gab es auch fast keinen Nebel, der über die Berge wehte. Das kann einen Naturfotografen schon mal sehr zur Verzweiflung bringen! Aber wir versuchten das beste aus dieser Situation zu machen. Mit ein bisschen Kreativität und dem Blick für Details findet man auch bei weniger fotofreundlichem Wetter genug Motive, außerdem unternahmen wir kleine Wanderungen.
Die schönsten Szenen im Lorbeerwald fingen wir vormittags ein, als die Sonne noch nicht hoch am Himmel stand. Und auch der einzige Regentag in den zwei Wochen wurde von uns sehr begrüßt und nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir schnurstracks in den Nationalpark hoch.
Grün in allen erdenklichen Farben leuchtete aus dem Wald, so stark, dass es fast unwirklich schien! Ein Gewirr aus knorrigen Ästen alter Lorbeerbäume und deren Wurzeln ließ den Wald als fast undurchdringbar erscheinen. Die meisten der Bäume waren so dicht von Moosen und Flechten überwuchert, dass man meinte, es sei Fell. Die Fantasie ging unweigerlich mit einem durch: Geister, Hexen und Gnome… hier müssen sie alle wohnen! In absoluter Stille und Einsamkeit. Dieser märchenhafte Zauberwald ist ein absolutes Highlight für alle Naturbegeisterte!
La Gomeras Küsten
Im Kontrast zum immergrünen Inselinneren stehen einige trockene Küstengebiete, an denen wir ebenfalls viel Zeit verbrachten. Zwar sind Dreiviertel der gomerischen Küste Steilküste, es gibt aber trotzdem ein paar nette Plätze, an denen man den rauen Atlantik ziemlich nahe kommt. An den schwarzen Lavastränden fanden wir genügend Fotomotive und so nebenbei kam auch das eine oder andere relaxende Sonnenbad nicht zu kurz. Ich selbst liebe es einfach die Wellen am Strand zu beobachten und dem Meeresrauschen zuzuhören. Wo Wellen, Strand und Steine zusammenkommen, eröffnet sich für uns Fotografen ein großer Spielplatz mit unzähligen Möglichkeiten zum Austoben! Da vergeht schon mal Stunde um Stunde und ein halber Tag ist im Nu vorbei!
Einen weiteren „Fotospielplatz“ fanden wir in der Gegend um Agulo, im Norden der Insel. Diese Gegend sah bei meinen Internetrecherchen vor dem Urlaub schon sehr spannend aus. Manche Gebiete gleichen hier einer roten und extrem trockenen Vulkanlandschaft! So weit das Auge reicht ist der Boden von roter Erde überzogen. Diese rote Erde entstand durch chemische Prozesse, durch Verwitterung und durch Erosion. Es haben sich sanfte Hügel, die von zahlreichen Gräben durchzogen und nur spärlich bewachsen sind, gebildet. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man hier viele schöne Details in den unterschiedlichsten Farbfacetten und Formen.
Nicht nur landschaftliche „Leckerbissen“ in Form von spannenden und interessanten Fotolocations fanden wir vor, so ganz nebenbei genossen wir zwischendurch auch ausreichend das köstliche kanarische Essen mit viel frischem Frisch und den bei uns so beliebten Salzkartoffeln (papas arrugadas) mit mojo Sauce! Auch eine gute Flasche spanischer Rotwein durfte das eine oder andere Mal dazu nicht fehlen! 🙂
Nicht nur Christoph Kolumbus, der von La Gomera aus zu seiner Expedition nach Indien aufbrach, bevor er Amerika entdeckte, wusste die Insel zu schätzen. Auch ich hatte in den zwei Wochen auf La Gomera eine absolut fantastische Zeit mit Fotokollegen und Freunden verbracht! Die kleine Kanareninsel hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen und ich denke La Gomera ist meine bisherige Lieblingsinsel der Kanaren.
2 Comments
Traumhafte Fotos und toll geschriebener Blog.
Da bekommt man richtig Lust sofort aufzubrechen 🙂
Liebe Grüsse aus der Steiermark
Danke, Margit, das freut mich sehr! 🙂