Finnland
Abenteuer in Finnisch-Lappland – Eine Reise durch atemberaubende Weiten und unberührte Naturlandschaften
Schon lange vor dieser Reise war für mich klar, dass es im Winter wieder in den Norden gehen sollte! Ein für mich völlig neues Reiseziel hatte ich gesucht und einen Winter mit richtig viel Schnee wollte ich erleben. Finnland stand als Ziel ziemlich schnell fest und bei weiteren Recherchen im Internet stieß ich auf den Riisitunturi Nationalpark in Finnisch-Lappland, der sehr interessant und vielversprechend aussah!
Und wenn ich an einen Winter mit richtig viel Schnee denke, kommen mir auch Hundeschlitten und Huskys in den Sinn. An ein bis zwei Hundeschlittentouren hatte ich ebenfalls gedacht.
Als Unterkunft für eine Woche dient uns eine typische finnische Blockhütte am Himmerki Campingplatz in der Nähe von Posio. Von dort ist es nicht allzu weit in den Nationalpark und auch Lauri, der Besitzer von Kota-Husky, bei dem ich die erste Hundeschlittentour vorab übers Internet gebucht hatte, wohnt ganz in der Nähe.
Am späten Sonntagnachmittag landen wir in Rovaniemi und der nordische Winter empfängt uns mit eisigen -18°C. Das Mietauto wartet bereits vorgeheizt auf uns am Flughafenparkplatz. Ungefähr zwei Stunden Autofahrt nach Posio liegen nun vor uns. Als wir am Himmerki Campingplatz und unserer Hütte ankommen, ist es längst finster und wir beschäftigen uns am Abend nur mehr mit dem Auspacken unserer Sachen. Der Platz in der Hütte ist etwas beengt, aber schnell haben wir uns zurecht gefunden und uns häuslich eingerichtet.
Das erste Abenteuer
Am Montagmorgen steht uns das erste Abenteuer mit Kota-Husky bevor! Lauri erwartet uns bereits und mit ihm seine ungefähr 60 bellenden Hunde, von denen jeder einzelne gerne vor die Hundeschlitten gespannt werden möchte.
Lauri begrüßt uns freundlich und führt uns in sein Haus, wo er uns noch warme Overalls zum Drüberziehen anbietet. So dick eingepackt, kann ich mich kaum mehr bewegen, aber an der Temperatur hatte sich im Vergleich zum Vortag nichts geändert und mit dem Fahrtwind sollte es noch ein bisschen kälter werden.
Wir werden über das Grundstück geführt, dürfen uns die Schlafplätze der Hunde ansehen und kommen auch gleich in Kontakt mit den ersten Huskys, die sich fast auf dem ganzen Grundstück frei bewegen können und uns neugierig beschnuppern. Ich bin begeistert, wie viel Auslauf die Hunde hier zur Verfügung haben!
Lauris Ehefrau Marika und eine Praktikantin spannen in der Zwischenzeit die Hunde vor die Schlitten und kurz darauf erklärt uns Lauri wie wir den Schlitten lenken, das Gespann zum Stehen bringen und was wir während der Fahrt zu beachten haben.
Die Hunde spüren, dass es gleich los geht und vermitteln uns dies auch durch ihr lautstarkes Gebell. Lauri fährt als erster voran und kaum ist er in Bewegung, stürmt auch mein Team mit mir wild darauf los.
Die Hunde fliegen förmlich mit mir über die Loipe und augenblicklich hört das Heulkonzert auch auf und es ist auf einmal sehr still. Zu hören ist nur mehr das Gleiten der Kufen auf dem Schnee und das rhythmische Getrappel der Hundepfoten. Die Hunde wollen einfach nur rennen und meine Leithündin schaut sich auch sehr vorwurfsvoll zu mir um, sobald ich es wage auch nur kurz auf die Bremse zu treten. Nicht nur den Hunden macht es Spaß, auch ich bin sofort begeistert von dem tollen Gefühl auf dem Schlitten stehend durch diese tolle Winterlandschaft zu gleiten. Es geht durch verschneite Wälder immer tiefer in den Riisitunturi Nationalpark hinein und ich genieße die Tour in vollen Zügen!
Der Schnee weht mir mit dem Fahrtwind ins Gesicht, das vor Kälte bereits schmerzt. Ich setze mir meine Kapuze auf, ziehe die Jacke bis zur Nase hoch und bei einer kurzen Pause zwischendurch reicht uns Lauri mitgebrachten Tee, der mich wieder ein bisschen aufwärmt.
Dreieinhalb Stunden sind wir insgesamt unterwegs und die Zeit vergeht wie im Flug. Viel zu schnell für uns, denn es macht wahnsinnig Spaß mit dem Hundeschlittengespann unterwegs zu sein! Und ehe ich mich umsehe, ist unsere Tour zu Ende und wir sind wieder am Ausgangspunkt angekommen. Lauri fragt mich, wie es uns gefallen hat – mein breites Grinsen bedarf keiner zusätzlichen Antwort mehr und mir ist schon jetzt klar, dass wir in dieser Woche nochmal hierherkommen werden!
Zum Abschluss sitzen wir gemeinsam in einem Zelt, eine Art Tipi mit Lagerfeuerstelle in der Mitte. Zur Stärkung gibt es Tee und Sandwiches, bevor wir uns einige Minuten später von Lauri wieder verabschieden müssen.
Winter-Wunderland
Die nächsten beiden Tage verbringen wir im Riisitunturi Nationalpark, auf den ich mich vorab ebenfalls schon sehr gefreut hatte.
Der Riisitunturi Nationalpark liegt im südlichen Teil in Finnisch-Lappland in der Nähe von Posio. Der Park umfasst eine Fläche von 77 km2 und ist außerdem der südlichste richtige Fjäll Finnlands. Während die Landschaft in den Sommermonaten durch Hochmoore und lichte Fichtenwälder geprägt ist, sind die schneebedeckten Bäume im Winter weltweit unter Naturfotografen bekannt. Der Gipfel des gleichnamigen Riisitunturi liegt zwar auf nur ca. 470 m, bietet aber trotzdem eine wunderbare Aussicht auf die Seenlandschaft und die vielen endlosen und völlig unberührten Fichtenwälder, die sich auf den Hügeln rundherum ausdehnen.
Kombiniert mit mäßigem Wind im Winter kondensiert die Feuchtigkeit von Schnee und Eis an den kerzenartigen Fichten, sodass sich mit der Zeit eine immer dicker werdende Schneeschicht ansammelt und die Bäume in faszinierende Schneegebilde verwandelt, die an Trolle und Geistergestalten erinnern.
Diese Bäume in ihrem Winterkleid zu fotografieren, war eines meiner Hauptziele dieser Finnlandreise!
Gleich nach dem Frühstück machen wir uns gut gestärkt auf den Weg. Schon die Zufahrt zum Nationalpark ist wunderschön! Die Straße führt durch eine tief verschneite Winterlandschaft. Es hat in den letzten Tagen viel geschneit und auch auf der Straße hat sich eine Menge Schnee angesammelt. Der Himmel ist stark bedeckt und es hat immer noch nicht aufgehört zu schneien. Mit einem Jausenbrot und einer Thermoskanne Tee im Rucksack machen wir uns vom Parkplatz aus auf den Weg, unser Ziel: die Tykky-Bäume, wie die Finnen sie nennen, die mit Eis und Schnee bedeckten Bäume, die sich am Gipfel des Riisitunturi befinden!
Nach einigen Metern im Nationalpark schnallen wir uns bereits die Schneeschuhe an die Füße um im tiefen Schnee besser voranzukommen.
Wir sind völlig allein in dieser wunderschönen Landschaft unterwegs. Während wir uns durch den Schnee kämpfen, muss ich zwischendurch immer wieder stehen bleiben, kurz verschnaufen, mich umsehen und schon jetzt komme ich aus dem Staunen nicht mehr richtig heraus! Die Bäume sind stark eingeschneit, biegen sich teilweise unter der schweren Last und formen sich so zu faszinierenden Schneegebilden.
Für einige kurze Momente kämpft sich plötzlich die Sonne durch die dicke Wolkendecke. Die Lichtstimmung ist fantastisch, die gesamte Umgebung wird in ein weiches pastellfarbenes Licht getaucht und ich beeile mich meine Kamera aus dem Rucksack hervorzuholen um diese Stimmung festzuhalten.
Nach einigen Metern verliert sich der Weg plötzlich im Tiefschnee, es sind keine Spuren mehr zu erkennen und auch die Wandermarkierungen an den Bäumen sind nicht mehr zu sehen, sie sind schlichtweg eingeschneit. Wir versuchen uns selbst zu orientieren und stapfen eine Weile mühsam durch den fast hüfthohen Schnee. Mir ist zwar klar, dass wir bergauf gehen müssen, aber mit den Pausen und dem Fotografieren zwischendurch vergeht die Zeit auch viel zu schnell und das Ende des Tages nähert sich langsam. Wir beschließen zurückzugehen und am nächsten Tag wieder zurückzukehren.
Die faszinierende Stille der Winterlandschaft
Von der Früh weg schon herrscht strahlender Sonnenschein und es ist fast wolkenlos. Es ist der bisher schönste Tag in der Woche und ich kann es kaum erwarten endlich rauszukommen! Wir sind wieder im Riisitunturi Nationalpark unterwegs. Diesmal ist ein kleines Stückchen weiter südlich ein vorgetrampelter Pfad gut im Schnee zu erkennen, kurz vor uns ist eine Wandergruppe unterwegs gewesen.
Die Gruppe ist aber längst weg und wir sind wieder allein unterwegs. Allein, in der faszinierenden Stille der unter dem weißen Wintermantel begrabenen Natur und weit entfernt von Trubel und jeglichen Stress. Das Wandern im Winter hat ganz andere Reize als Wandertouren im Sommer, denn für mich entfaltet eine Landschaft im Winter oftmals ihre wahre Schönheit.
Die Sonne steht flach über dem Horizont und taucht die Landschaft in wunderbare Farbtöne. Die umliegende Baumlandschaft gibt immer wieder Blicke auf die Seenlandschaft unter uns frei. Was für eine atemberaubende Kulisse! Ich bin absolut sprachlos und begeistert. Wie imposant und wie mächtig alles rund um uns wirkt: Die schneebedeckten Fichtenbäume erheben sich majestätisch in den wolkenlosen Himmel und ich komme mir mittendrin richtig klein vor.
Der Weg führt uns immer höher hinauf. Ich kann nicht glauben, dass dies alles echt ist. Ich bin wirklich überwältigt und kann nur schwer in Worte fassen, wie es mir geht, wenn ich durch diese Landschaft stapfe. In solchen Momenten kann ich mir keinen schöneren Ort auf Erden vorstellen!
In den Fotopausen zwischendurch dauert es meistens nur ein paar Minuten, bis meine Finger klamm vor Kälte werden und kurz darauf schmerzen auch meine Zehen, die ich schon eingefroren vermute. In den dicken Fäustlingen kann ich meine Finger wieder gut aufwärmen und das beste Mittel gegen Kälte ist immer noch Bewegung. Nach einigen Minuten Stapfen im Schnee sind daher auch meine Zehen wieder warm genug.
Der Wind wird mit jedem Höhenmeter spürbar kälter und stärker, der Wald lichtet sich immer mehr und die Fichtenbäume werden immer niedriger, je höher wir kommen. Und endlich sind wir auf dem Plateau des Riisitunturi angekommen, wo wir schließlich nur noch kleine gebeugte Bäumchen-Trolle vorfinden! Jeder hat seine spezielle Form, man kann verschiedene Figuren und Gesichter erkennen.
Die Speicherkarten unserer Kameras glühen förmlich bis am späten Nachmittag der Himmel wieder zuzieht. Ich merke, wie hungrig ich geworden bin und wir suchen uns einen halbwegs windgeschützten Platz hinter einer kleinen Baumgruppe und packen unsere Jausenbrote aus. Die Brote sind in der Zwischenzeit durchgefroren, macht in dem Moment aber nichts, denn das Beißen, Kauen und Schmecken fällt ob der Kälte sowieso schwer.
In dieser Woche sind wir insgesamt dreimal im Nationalpark unterwegs und jedes Mal finden wir andere Lichtstimmungen vor, die mich verzaubern. Den Abschluss des letzten Nationalparkbesuchs in dieser Woche bildet ein traumhafter Sonnenuntergang, den wir am Plateau des Riisitunturi erleben.
Mit dem Fotografieren bin ich anfangs überfordert, denn ich würde am liebsten alles festhalten und jeden Baum aus jedem Winkel fotografieren. Irgendwann kommt dann aber immer der Moment, in dem ich die Kamera weglege und versuche alles rund um mich zu genießen.
Mit einem kaum versteckbaren Grinsen auf dem Gesicht und dem glücklichen Gefühl ein paar gute Bilder auf der Speicherkarte zu haben, stapfen wir eine Stunde später fast wortlos wieder zum Auto zurück.
Wiedersehen mit den Huskys
Unsere zweite Tagestour mit den Hundeschlitten steht uns bevor, eine 30 km lange Tour hat Lauri für uns geplant! Ein kurzer verschlafener Blick aus dem Fenster beim Frühstück genügt und ich bin sofort hellwach. Auch heute haben wir wieder traumhaftes Wetter mit Sonnenschein.
Vier Freunde von Lauri sind heute ebenfalls da und wollen uns begleiten. Die Schioveralls liegen schon bereit und im Nu ziehe ich ihn mir über. Diesmal sind wir auch dabei, als die Hunde vor die Schlitten gespannt werden. Lauri wählt die jeweiligen Leithunde sorgfältig aus und sucht fünf andere passende Hunde dazu. Es dauert ziemlich lange bis die einzelnen Teams komplett sind und ich habe Zeit mich schon einmal mit meinem Team anzufreunden.
Das Rudel kläfft, jault und heult voller Bewegungsdrang. Motiviert bis in die Ohrenspitzen können die Hunde das Kommando zum Aufbruch kaum erwarten. Sie ziehen an der Leine und möchten am liebsten sofort losstürmen. Und auch ich kann es nicht mehr erwarten auf dem Schlitten durch die Landschaft zu gleiten. Ich stelle mich auf die Kufen und Lauri gibt endlich das Startsignal. Auf mein leichtes Anschieben hin stürmen die sechs Hunde los und es ist sofort wieder ruhig. Ich atme die kalte klare Winterluft ein und genieße die Stille und die Sonne, die mir ins Gesicht scheint. Ja, ein bisschen fühle ich mich schon wie ein richtiger Musher!
Ich habe diesmal einen kleinen Spaßvogel als Leithündin. Denn Pakuri, so heißt sie, beißt während des Laufens immer wieder in den Schnee an den Rand der Loipe und sobald wir für kurze Pausen anhalten, schmeißt sie sich mit dem Kopf zuerst in den Tiefschnee und wälzt sich darin.
Wir rauschen wieder durch die unberührte Winterlandschaft und die Gespanne kommen so richtig in Fahrt. Eigentlich würde ich am liebsten meine Kamera, die am Schlitten befestigt ist, und die kleine Videokamera gleichzeitig bedienen um auch ja alles festzuhalten. Aber irgendwann lege ich beides zur Seite, halte mich am Schlitten fest und genieße einfach nur still die Fahrt durch die Schneelandschaft.
Wenn es bergauf geht, wird es auch für uns anstrengender, denn wir müssen unseren vierpfotigen Kameraden helfen und mit einem Fuß Schwung geben. Und bleibe ich faul mit beiden Beinen auf den Kufen stehen und will mich bequem hinaufziehen lassen, schaut sich Pakuri mit einem strafenden Blick zu mir um. Bewege ich mich dann immer noch nicht, bleibt sie einfach stehen und mit ihr die fünf anderen Hunde meines Gespanns.
Nach drei Stunden Fahrt machen wir Rast, die Hundeschlitten werden festgebunden und die Hunde haben auch Zeit sich auszuruhen. Vor einem Holzunterstand mitten in der Wildnis unter freiem Himmel entfacht Lauri mit ein paar Holzscheiten in wenigen Augenblicken ein Feuer. Wir sitzen auf den Rentierfellen aus unseren Schlitten und strecken die Füße dem wärmenden Lagerfeuer entgegen. Ich staune nicht schlecht als ich sehe wie Lauri die mitgebrachten Töpfe übers Feuer stellt. Er legt noch einige Stückchen Käse in den von Marika vorgekochten Eintopf und nach mehrmaligem Umrühren ist unser Essen fertig. Es duftet herrlich und mein knurrender Magen kann endlich gefüllt werden. Dazu gibt es Käsesandwiches und als warme Nachspeise eine nach Karamell und Beeren schmeckende Sauce zum Löffeln. Köstlich!
Wir genießen das gemütliche Beisammensitzen und erst als es zu dämmern beginnt, brechen wir wieder auf. Die Hunde haben die Aufbruchsstimmung auch schon mitbekommen und sind mit ihrem Temperament wieder fast nicht zu halten. Mit griffbereiten Stirnlampen fahren wir dem Sonnenuntergang entgegen und legen den restlichen eineinhalbstündigen Rückweg im Dunkeln zurück.
Mit einem Hundeschlittengespann durch eine unberührte Natur zu fahren, zählt wohl zu den absoluten Highlights, die man sowohl als Natur- und Hundeliebhaber als auch als Abenteurer in den weißen Wäldern Lapplands erleben kann!
Es ist ein wirklich unvergessliches und einmaliges Erlebnis, auf den Kufen von einem Hundeschlitten zu stehen und ihn mit den Hunden vorbei an schneebedeckten Bergen und durch tief verschneite Wälder zu lenken.
Bei den insgesamt zwei Hundeschlittentouren konnten wir die atemberaubende Weite, die raue Wildnis und die unberührte Natur Finnlands von ihrer schönsten Seite kennenlernen.
Den lappländischen Winter zu erleben war eine der besten Erfahrungen, die ich in meinem Reiseleben bisher gemacht habe! Der Winter ist zweifelsohne die großartigste Jahreszeit, um die finnische Wildnis zu erkunden. Die weiße Landschaft ist von unvergleichbarer Schönheit und von schier endloser Weite und ich bin mit wirklich unvergesslichen Eindrücken zurückgekehrt.
Comment
Tolle Photos und ein wunderschöner Reisebericht der Lust auf Lappland macht …….
Gruß
Sven