Córdoba
Andalusisches Flair
Letzten September war es wieder soweit: der jährliche spanische Städtetrip mit drei Freundinnen stand bevor. Wir entschieden uns diesmal ein paar Tage in der andalusischen Stadt Córdoba zu verbringen. Der Zeitpunkt im September war vielleicht nicht ganz so optimal gewählt, es war sehr heiß und wir hatten jeden Tag Temperaturen um die 38 – 40 °C. Für einen Städtetrip nicht unbedingt ganz so angenehm…
Zumindest hatten wir bei der Planung vorab aber ein bisschen vorgesorgt und uns für ein absolut traumhaftes Hotel mit großem Swimmingpool auf der Dachterrasse entschieden. Das half zwischendurch zumindest für ein paar Stunden um sich abzukühlen.
Mezquita-Catedral de Córdoba
Die Mezquita ist die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit in Cordoba und gleichzeitig eines der interessantesten Bauwerke ganz Andalusiens! Mit ca. 23.000 m² Grunfläche gehört sie zu den größten Sakralbauten der Welt.
Und sie ist das erste Ziel, das wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück am ersten Tag auch gleich vornehmen. Typisch südländisch und gemächlich geht es auch in Córdoba zu und so ist es nicht verwunderlich, dass wir um 10 Uhr vormittags fast die ersten Besucher sind, die die Mezquita betreten. Unser Glück, denn wir haben das ganze Bauwerk fast für uns alleine und können uns in Ruhe darin umsehen! Der größere Besucheransturm kam erst, als wir nach unserer Besichtigung das Bauwerk wieder verließen.
Der auffälligste und größte Teil des Gebäudes ist die eindrucksvolle Gebetshalle. Hier wird die Größe der Moschee erst so richtig deutlich. Mehr als 850 Säulen aus Marmor und Granit tragen die Halle. Wir spazieren etwas koordinationslos herum durch die riesige Halle. Ein atemberaubender „Wald“ aus Steinsäulen liegt vor uns, während die Morgensonne ein schönes Strahlenmuster durch die Fenster in den Raum wirft. Der Bau ist wirklich sehr imposant und ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Im 16. Jahrhundert wurde eine Kathedrale in die Moschee hineingebaut. Sie verfügt über einen Hochaltar und ein Chorgestühl aus Mahagoni. Damit ist die Mezquita auf ihre Weise einzigartig, denn das findet man sonst wohl nirgends auf der Welt! Über viele Jahrhunderte lebten in Córdoba nämlich die verschiedensten Kulturen meist friedlich zusammen und hinterließen dabei ganz Erstaunliches: Eine wunderschöne Moschee aus dem 8. Jahrhundert, in deren Zentrum ein christlicher König im 13. Jahrhundert eine riesige Kathedrale bauen ließ.
Diese tollen Eindrücke muss man erst einmal verdauen und so spazieren wir einige Minuten wortlos im Innenhof der Mezquita herum, bevor wir uns entscheiden auch noch den Glockenturm zu besteigen. Die Aussicht von oben auf Córdoba hinab ist wunderbar, auch unser Hotel entdecken wir in der Ferne. Doch es ist bereits früher Nachmittag, die Sonne strahlt immer heißer vom Himmel und ich will jetzt eigentlich nur noch in den Schatten.
Wie jede Stadt, die etwas auf sich hält und einen Fluss sein Eigen nennt, hat auch Córdoba eine historische Brücke. Hierbei handelt es sich um die 250 m lange Puente Romana, die sich mit mächtigen 16 Bögen über den Rio Guadalquivir spannt und Fußgängern vorbehalten ist.
Viele Touristen flanieren an diesem Nachmittag aber nicht über die Brücke, ich selbst halte es aufgrund der Hitze auch fast gar nicht aus. Die Pflastersteine sind aufgeheizt und man hat das Gefühl von allen Seiten der Hitze ausgeliefert zu sein. Schnell treibt es uns weiter in den mächtigen Torre de la Calahorra, der auf der anderen Seite des Flusses thront. Bei dem Turm handelt es sich um eine ehemalige arabische Festung. Heute befindet sich darin ein Museum …. angenehm klimatisiert und gerade passend für uns!
Spätestens nach dem Museumsbesuch können wir die Gedanken an den hoteleigenen Pool aber nicht mehr länger verdrängen und wir spazieren gemütlich in den schattigen Altstattgassen zum Hotel zurück. Zum Abendessen wollen wir ohnehin wieder hierher zurück um uns ein Tapas-Lokal zu suchen.
Und das gestaltet sich abends gar nicht so einfach: Die Auswahl ist groß und ein Lokal sieht netter aus als das andere! Wir entscheiden uns für ein ruhiges Plätzchen im Freien und begutachten erst einmal die Speisekarte. Kurzerhand bestellen wir das halbe darin enthaltene Angebot an Tapas und kosten uns einfach durch. Manche Portionen bestellen wir ein zweites Mal und schön langsam füllen sich unsere Mägen. Mit spanischem Bier bzw. das eine oder andere Gläschen Wein lassen wir den ersten Abend gemütlich ausklingen und freuen uns auf den nächsten Tag.
Altstattgassen und Alcázar de los Reyes Cristianos
Unser vorrangiges Ziel am zweiten Tag ist die wunderschön angelegte Gartenanlage des Alcázar de los Reyes Cristianos (dt. „Palast der Christlichen Könige“). Am Weg dorthin bummeln wir durch die überaus reizende Altstadt! Sehr auffallend sind vor allem die engen und verwinkelten Gassen sowie die unzähligen darin gebauten Kirchen. Ich mag es sehr durch solch kleine Altstadtgassen zu schlendern, gerne auch ohne bestimmtes Ziel vor Augen. Ohne Zeitdruck lasse ich mich gerne treiben und lasse mich überraschen wohin der Weg mich führt!
Unser täglicher Bummel durch die winkligen Gässchen, vorbei an weiß gekalkten Mauern, ist jedes Mal aufs Neue ein Genuss fürs Auge. Zwischendurch legen wir immer wieder Pausen ein und suchen uns ein gemütliches Lokal im Schatten um unseren Durst zu stillen.
Córdoba ist nicht nur bekannt für seine Geschichte und die berühmte Mezquita, sondern auch für seine blumengeschmückten Innenhöfe, die „Patios“. Es gibt sogar ein eigenes Festival („Festival de los Patios“), das jedes Jahr im Mai stattfindet. Es geht darum den am schönsten geschmückten Innenhof zu küren. Viele Patios sind vor allem mit unzähligen Blumentöpfen dekoriert, an anderen Wänden ranken sich blühende Kletterpflanzen nach oben und an Eingängen stehen links und rechts oftmals Blumenkübel mit liebevoll gepflegten Pflanzen. Leider sehen wir im September nicht mehr die ganz große Blütenpracht, aber die Blumentöpfe und Pflanzgefäße sind überall sichtbar und ich kann mir die blühende Vielfalt im Frühjahr gut vorstellen.
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass es sehr heiß ist?! Ich bin froh, dass wir endlich bei der Gartenanlage ankommen und ich zumindest kurz Zeit habe im Inneren des Palastes durchzuschnaufen. Die Innenräume des Palastes beherbergen römische Mosaike, wertvolle Sarkophage und Bäder im maurischen Stil. Viel anziehender finden wir allerdings die schön angelegten maurischen Parkanlagen außerhalb des Palastes.
Über eine Treppe gelangt man in die Gartenanlage, die einen weitläufigen Blick auf die Teiche und Wasseranlagen ermöglicht. Links und rechts davon befinden sich blühende Blumenbeete und exakt geschnittene Zypressen zieren die Wege. Der ruhige Besuch in der Gartenanlage ist eine schöne Abwechslung zu dem Trubel in den Altstadtgassen!
Abends, halb sieben Uhr in Córdoba: Nach einem anstrengenden, weil wieder einmal heißem Urlaubstag und einer kleiner vorabendlichen Abkühlungs-Siesta am Pool ist es wieder soweit unserer andalusischen Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: Tapas essen!
Unterwegs kaufen wir noch ein paar Souvenirs ein und lassen uns danach in der Taberna El Potro nieder, dessen Tapas-Angebot wir auch hier durchkosten. Für den Abschlusstrunk marschieren wir wieder zurück in Richtung Hotel und entscheiden uns für eine kleine versteckte Bar in einem Innenhof (patio). Es ist bereits 22 Uhr, aber die Mauern rund um uns sind immer noch aufgeheizt, es fühlt sich an als würde man in einer Sauna sitzen! An den Wänden klettern kleine Geckos umher, die sich aufwärmen.
Palacio Museo de los Marqueses de Viana
Die Zeit vergeht wieder einmal viel zu schnell und der letzte Urlaubstag ist angebrochen. Wir bleiben beim Frühstück ziemlich lange sitzen und genießen das reichhaltige Angebot.
Die Tage zuvor hatten wir in unseren Reiseführern vom Palacio de Viana gelesen und beschlossen ihn ebenfalls zu besichtigen. Der Palast der Marqueses von Viana liegt ein ganzes Stück nördlich der Altstadt und wir entscheiden uns kurzerhand für ein Taxi, das uns auf direktem Weg hinbringen soll. Der von außen eher schlicht wirkende Palast, der bis 1980 noch normal bewohnt war, gilt als schönster der Stadt, wenn nicht sogar ganz Andalusiens. Er beherbergt eine schier gigantische Zahl antiker Möbel und Kunstgegenstände, die wir bei einer Führung näher besichtigen können. Noch reizvoller sind allerdings die insgesamt 12 Patios, die romantische Namen wie „Brunnenpatio“, „Patio der Fenstergitter“ oder „Patio der Katzen“ tragen. Der Garten des Palastes misst mehr als 1.200 m2 und ist durch zweihundert Jahre alte Buchsbaumhecken unterteilt. Hier wachsen neben Rosen auch Mandarinen, Orangen- und Zitronenbäume. Gemütlich marschieren wir durch all die kleinen Innenhöfe und genießen die Pausen im Schatten.
Den Nachmittag am letzten Urlaubstag in Cordoba verbringen wir bummelnd in einer Einkaufsstraße und sichern uns danach ein schattiges Plätzchen auf der Hotelterrasse beim Pool.
Cordoba zählt für mich zu einer, wenn nicht sogar zu DER schönsten Stadt Andalusiens! Die vielen blühenden Gärten, Springbrunnen, verwinkelten kleinen Gässchen und verschwiegenen Patios und nicht zuletzt die Mezquita, die wie ein exotischer Palast aus tausendundeiner Nacht wirkt: All das sind stumme Zeugen einer einst blühenden maurischen Kultur. Und genau diese Aspekte machen Cordoba zu einer wundervollen Stadt, die zu erkunden mir großen Spaß gemacht hat!
Leave a reply